Michael Knobloch ist seit 21 Jahren im Trainergeschäft und zeichnet sich mittlerweile seit 13 Jahren für die Damenmannschaft des SV Bachum/Bergheim verantwortlich. Dort wird seine Ära am Ende der laufenden Spielzeit allerdings zu Ende gehen, denn der 36-Jährige strebt einen Wechsel in den Männerfußball an. match-day.de sprach mit Michael Knobloch unter anderem über den Frauenfußball im Hochsauerland, die dortigen Entwicklungen und seine Entscheidung, ab Sommer eine neue sportliche Herausforderung wahrnehmen zu wollen.
match-day.de: Sie sind seit 21 Jahren im Trainergeschäft und seit 16 Jahren im hochsauerländischen Mädchen- und Frauenfußball tätig. Mittlerweile trainieren Sie seit 13 Jahren die Damenmannschaft des A-Ligisten SV Bachum/Bergheim. Warum haben Sie sich dafür entschieden, im Mädchen- und Frauenfußball als Trainer zu arbeiten?
Michael Knobloch: „Ich war zehn Jahre lang beim SC Neheim im Jugendbereich recht erfolgreich als Trainer tätig und habe damals schon beim SC eine Mädchen- und Damenmannschaft mitgegründet. Das hatte sich aber irgendwann erledigt. Als damals dann zwanzig Mädels zu mir kamen und Fußball spielen wollten, habe ich ihnen die Möglichkeit gegeben. Zu dem Zeitpunkt versuchte der SV Bachum/Bergheim eine Mädchenmannschaft zu eröffnen und hat mich gefragt, ob wir uns vorstellen können, die Mannschaft in Bachum anzumelden. Ich habe dann zwei Jahre lang die Jungs beim SC Neheim trainiert und parallel die U15- und U17-Mädchen beim SV Bachum/Bergheim.“
match-day.de: Recht schnell haben Sie dann aber komplett den Schritt in den Frauenfußball gewagt. Wie kam es dazu?
Michael Knobloch: „Im Jahr 2008 bekam ich die Chance, zusammen mit Dirk Hofmann die Frauenmannschaft des 1. FFC Recklinghausen in der Westfalenliga zu trainieren. Diese habe ich wahrgenommen und die Jungs des SC Neheim abgegeben. Folglich habe ich mich dann auf die Mädels in Bachum und die Frauen in Recklinghausen beschränkt. Mit Recklinghausen sind Dirk Hofmann und ich dann damals ungeschlagen in die Regionalliga aufgestiegen. Im Anschluss wurde aus den U17 Mädchen in Bachum dann auch eine Frauenmannschaft, die ich bis heute trainiere und die mir sehr am Herzen liegt.“
match-day.de: Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am Frauenfußball?
Michael Knobloch: „Im Frauen- und Mädchenfußball wird einem viel Dankbarkeit entgegengebracht. Es ist sehr anspruchsvoll, ihnen Fußball beizubringen, aber die Frauen haben Bock darauf. Auch wenn die Voraussetzungen nicht so gegeben sind wie bei den Männern, sind sie sehr lernfähig und es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Ich habe auch die Mädchen-Kreisauswahl im Fußballkreis Arnsberg wieder ins Leben gerufen und diese sieben Jahre lang trainiert, was mir auch sehr viel Spaß bereitet hat.“
match-day.de: Wie sehen Sie die Entwicklung des Frauenfußballs in den vergangenen Jahren?
Michael Knobloch: „Aktuell macht mir die Entwicklung im Frauenfußball etwas Angst. Es ist immer schwerer, Nachwuchs zu bekommen, sodass es aktuell nur eine U17-Juniorinnenmannschaft im gesamten Fußballkreis Arnsberg gibt. Zudem gibt es in den Vereinen Mädels, die in der Luft hängen, da sie altersbedingt darauf warten müssen, bei den Damen mitspielen zu dürfen. Leider sind dem Fußballkreis da die Hände gebunden, allen Bemühungen zum Trotz diese Mädels in den Spielbetrieb zu integrieren. Auf Dauer könnte das ein echtes Problem werden. Es gibt jetzt schon einige Neuner-Mannschaften in der Liga, und ich gehe davon aus, dass es in Zukunft immer mehr Spielgemeinschaften geben wird und leider auch einige Abmeldungen von Vereinen.“
match-day.de: Im Fokus der Öffentlichkeit steht in Deutschland ganz klar der Männerfußball. Ist die fehlende Aufmerksamkeit und womöglich auch Wertschätzung ein Grund für die aktuellen Probleme im Frauenfußball?
Michael Knobloch: „Leider sehe ich den Stellenwert des Frauenfußballs in der Öffentlichkeit als „allgemein belächelnd“. Dass man Frauenfußball nicht mit Männerfußball vergleichen kann, steht außer Frage, aber die Frauen leisten die gleiche Arbeit und vor allem halten sie im Verein viele Sachen am Laufen. Eine Frauenmannschaft tut einem Verein in vieler Hinsicht gut.“
match-day.de: Mit Ihrem Team belegen Sie aktuell den achten Tabellenplatz in der Kreisliga A Arnsberg/Iserlohn. Ist das zufriedenstellend und mit welchem Niveau ist die A-Liga der Frauen im Männerfußball vergleichbar?
Michael Knobloch: „Wir haben im vergangenen Jahr die Saison mit nur einer Niederlage und einem Unentschieden auf Platz zwei beendet. Leider hat am Ende ein Punkt gefehlt, um an der Aufstiegsrunde teilnehmen zu dürfen. In der laufenden Saison haben wir mit einem extremen Verletzungspech zu kämpfen, was ich so noch nicht erlebt habe. Zur Rückrunde werden aber einige Leistungsträgerinnen, die in der Hinrunde verletzt gefehlt haben, wieder zum Kader stoßen. Zudem konnten wir in der Winterpause drei neue Spielerinnen für uns gewinnen. Ich habe die Hoffnung, dass wir am Ende der Saison deutlich besser da stehen als aktuell. Der derzeitige achte Tabellenplatz ist auf jeden Fall nicht zufriedenstellend und auch nicht der Anspruch und Leistungsstand der Mannschaft. Das Niveau der Kreisliga A Arnsberg/Iserlohn der Frauen ist gut, kann man aber nicht mit dem Jugend- oder Männerfußball vergleichen. Der Frauenfußball ist eine eigene Sportart und genau so sollte man ihn auch sehen. Man will sich auch nicht mit den Männern vergleichen, denn das würde keinem gerecht.“
match-day.de: Sie haben die Entscheidung getroffen, ab der Saison 2020|21 in den Männerfußball zurückzukehren. Wie kam es dazu und was hat Sie dazu bewogen, nach 13 Jahren im Frauenfußball in Bachum aufzuhören?
Michael Knobloch: „Ich bin jetzt 13 lange Jahre in Bachum und insgesamt 21 Jahre Trainer. Ich habe die B-Lizenz und möchte in den nächsten Jahren noch die eine oder andere Lizenz folgen lassen. Deswegen wird es mal Zeit, etwas Neues zu sehen. Nach 13 Jahren ist viel selbstverständlich und eingefahren. Ich habe das Gefühl, dass ich einfach etwas Neues sehen und machen muss. Da ich keine andere Frauenmannschaft als die des SV Bachum/Bergheim trainieren würde – das könnte und würde ich meinen Mädels nie antun -, bleibt nur der Männerfußball. Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder tolle Angebote aus dem Männerbereich bekommen und abgelehnt, jetzt wird es mal Zeit, den Wechsel in den Männerfußball zu machen. Ich möchte da den nächsten Schritt gehen. Vor drei Jahren Jahren habe ich bei Borussia Dortmund in der Jugend nebenbei reinschnuppern und viele Ideen sammeln können, die ich im Männerbereich gerne umsetzten möchte.“
match-day.de: Demzufolge wird man Sie in der kommenden Saison stärker im Männerfußball antreffen. Haben Sie schon eine neue sportliche Herausforderung gefunden?
Michael Knobloch: „Aktuell laufen die ersten Gespräche mit interessierten Vereinen, aber es ist noch nichts fix. Ich schaue gerade, was für Möglichkeiten da sind und wo das beste Paket anzutreffen ist. Es muss ja auch passen, deswegen höre ich mir erstmal alles an und werde mich dann in den nächsten Wochen dazu entscheiden, wohin mein Weg führt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Schritt, bin aber auch etwas traurig, meine Mädels im Sommer abzugeben.“