Hilferuf aus dem Ahrtal: ”Wir haben nichts mehr!”

Vor wenigen Tagen erreichten Karsten Nagel, Betreiber eines BVB-Trikot-Museums auf Sylt und Mitbegründer des Vereins „Becks und Nagel for Kids“, und Roy Swartjes vom TuS Antfeld schlimme Nachrichten von ihrem Freund Daniel Iven aus Ahrweiler. Beide sind damit nun an match-day.de herangetreten. „Wir haben nichts mehr. Gar nichts. Unser Sportplatz ist zerstört. Der Container, in dem unser ganzes Material war, ist weg. Nicht mehr auffindbar. Der schwimmt vielleicht gerade in Rotterdam in die Nordsee. Wir wissen es nicht“, sagt Daniel Iven.

Wie seinem Heimatverein, dem SV Walporzheim, geht es den meisten Vereinen im Ahrtal. „Im Umkreis von sechzig Kilometern ist so ziemlich jeder Sportplatz zerstört. Allein hier in der Ahr-Region haben zehn Vereine alles verloren. An einen Spielbetrieb ist in den nächsten Monaten nicht zu denken. Auf Kreisebene im Junioren- und Seniorenbereich wurde die Saison bereits verschoben. Es gibt keine Spielstätten mehr. Menschen sind gestorben. Die Vereine müssen sich komplett neu aufstellen“, beschreibt Daniel Iven gegenüber match-day.de die schreckliche Situation. Aus diesem Grund würden sich die Betroffenen Vereine über Spenden freuen.

Alle Vereine aus dem Hochsauerland, die Fußball-Equipment übrig haben und einen Beitrag zum Neuaufbau leisten möchten, können sich an match-day.de wenden. Daraufhin wird der Kontakt zu Daniel Iven hergestellt, der vor Ort die Hilfe koordiniert. „Wir können im Grunde alles gebrauchen, was man zum Training und zum Spielbetrieb benötigt. Das fängt bei der Ballpumpe an, Bälle, Leibchen, Pylonen, alte Trikotsätze – jede Kleinigkeit wäre eine große Hilfe“, erklärt der Helfer im Katastrophengebiet.

Auf den Bildern sieht man das zerstörte Vereinsgelände, das Vereinsheim und den letzten Ball des Vereins.

Der Grund dafür, dass ausgerechnet er sich jetzt um die Unterstützung kümmert, ist aus der Not heraus entstanden: „Ich bin einer von wenigen, die persönlich nicht betroffen sind. Viele haben natürlich gerade ganz andere Probleme, ihr Haus wurde zerstört und keinen Internet- oder Handyempfang.“ Deshalb könnte man sich fragen, ob es in der Ahr-Region aktuell nichts Wichtigeres gibt als Amateurfußball. Aber Daniel Iven stellt klar: „Wir müssen hier wieder etwas aufbauen. Ohne Vereinsleben sind unsere Dörfer tot.“

Wer an anderer Stelle etwas Gutes tun möchte, kann das bei dem bereits erwähnten Verein „Becks und Nagel for Kids“, für den unter anderem die ehemaligen BVB-Spieler Delron Buckley und Hendrik Bonmann, mittlerweile Torhüter bei den Würzburger Kickers, tätig sind. Diese nutzen ihre Kontakte zu anderen Fußballern, um zum Beispiel signierte Trikots, Torwarthandschuhe oder Schuhe zu sammeln und diese dann meistbietend zu versteigern. Der Erlös kommt dann einem bestimmten karitativen Zweck zugute.

Mitbegründer Karsten Nagel erklärt gegenüber match-day.de: „Wir nutzen unser Netzwerk und unterstützen immer ein bestimmtes Projekt – in der Vergangenheit zum Beispiel das Kinderpalliativzentrum in Datteln. Wir versuchen immer ungefähr 5.000 Euro für ein Projekt zu sammeln. Aktuell kommen unsere Auktionen dem Kinderschutzbund Hagen e.V. zu Gute, der durch die Flutkatastrophe einen riesigen Schaden erlitten hat.“ Der Verein legt dabei Wert auf den persönlichen Kontakt und gezielte Hilfe. Karsten Nagel betont: „Wir versuchen mit unseren Projekten nah dran zu sein und wollen nicht, dass die Spenden bei einer großen Organisation im großen Topf untergehen. So kommen die Spenden zu 100 Prozent bei hilfsbedürftigen Kindern an.“